Steuern und Regulierung

Die regulatorischen Rahmenbedingungen und die Steuerbelastung spielen im Standortwettbewerb eine wichtige Rolle. Dabei spielt nicht nur der internationale, sondern auch der interkantonale Wettbewerb eine Rolle. Betrachtet man die allgemeinen regulatorischen Rahmenbedingungen, schneidet der Kanton Zürich im internationalen Kontext relativ gut ab. Allerdings besteht zum Beispiel bei der Produktmarktregulierung Verbesserungspotenzial.

Doch nicht so liberaler Arbeitsmarkt?

Etwas überraschend ist hingegen das unterdurchschnittliche Abschneiden bei der Arbeitsmarktregulierung, zumal der liberale und anpassungsfähige Arbeitsmarkt der Schweiz gemeinhin als Erfolgsmodell gilt. Kernelement eines flexiblen Arbeitsmarktes ist die Möglichkeit, Personal bei Bedarf einzustellen und notfalls auch wieder entlassen zu können, wenn sich zum Beispiel eine neue Geschäftsidee nicht wie erhofft entwickelt oder die Konjunkturlage sich verschlechtert. Diese Flexibilität ist entscheidend, damit Unternehmen in Innovationen investieren, die naturgemäss mit einem höheren Risiko des Scheiterns verbunden sind. In dieser Hinsicht bietet der Schweizer Arbeitsmarkt den Unternehmen einen Standortvorteil. Dass die Schweiz bei diesem Indikator dennoch schlechter abschneidet als die Vergleichsregionen, liegt am weniger liberalen Arbeitsgesetz, das unter anderem rigide Vorgaben zu Höchstarbeits- oder Ruhezeiten enthält, an den allgemeinverbindlich erklärten Gesamtarbeitsverträgen (GAV) sowie an den Mindestlohnvorgaben.

Ebenfalls negativ auf die Bewertung wirkt sich aus, dass die Schweiz im Gegensatz zu den Vergleichsregionen eine Wehrpflicht kennt. Dies erklärt, weshalb der Median der fünf Vergleichsregionen trotz dem flexiblen Schweizer Arbeitsmarkt letztlich einen höheren Wert aufweist.

Ein beliebter Indikator für Standortvergleiche im Bereich der regulatorischen Rahmenbedingungen ist die Dauer einer Unternehmensgründung; wohl auch, weil sie sich in Stunden und Tagen messen lässt und damit einen Eindruck von der Geschwindigkeit der Behördenprozesse vermittelt. Hier schneidet die Schweiz und damit auch der Kanton Zürich leicht unterdurchschnittlich ab. Allerdings ist zu bedenken, dass die Unternehmensgründung nur ein kleiner Schritt ist und der weitere Weg entscheidend ist. Für einen Standort-entscheid dürfte es kaum eine Rolle spielen, ob die Unternehmensgründung einen Tag länger oder weniger dauert. Entscheidend ist vielmehr, in welchem Umfeld das neu gegründete Unternehmen gedeihen und wachsen kann. Hier schneidet die Schweiz mit Ausnahme der Verfügbarkeit von Risikokapital gut ab.

«Die direkten Kommunikationswege zwischen Unternehmen und Behörden in der Schweiz werden sehr geschätzt und erleichtern die Geschäftstätigkeit.»

Anna Eldring, Schweizer Steuerexpertin bei Takeda

International moderate, national hohe Steuerbelastung

Die Steuerbelastung ist sowohl für die Unternehmen selbst als auch für ihre Mitarbeitenden ein harter Faktor im Standortwettbewerb. Während es für die Unternehmen direkt gewinnrelevant ist, wie viel Steuern sie dem Staat abliefern, ist es für die Spitzenkräfte ein indirekter, aber mitentscheidender Faktor, wie attraktiv der Standort für sie ist.

Deshalb wird sowohl die Steuerbelastung von Unternehmen als auch von hoch qualifizierten Arbeitskräften gemessen. Der BAK Taxation Index für Unternehmen misst den effektiven Durchschnittssteuersatz für Unternehmen und berücksichtigt verschiedene Arten der Steuerbelastung. Der Kanton Zürich schneidet bei diesem Indikator besser ab als die fünf Vergleichsregionen, wobei die Unterschiede zwischen den Regionen gross sind: In Dublin zahlen die Unternehmen etwas weniger Steuern als im Kanton Zürich, in der Region München hingegen deutlich mehr. Im innerschweizerischen Vergleich zeigt sich ein anderes Bild. Hier belegt Zürich einen der letzten beiden Ränge.

Noch grösser ist der Vorsprung des Kantons Zürich gegenüber den fünf Vergleichsregionen bei der Steuerbelastung von hoch qualifizierten Arbeitskräften, die ebenfalls mit dem BAK-Indikator gemessen wird. Hier punktet Zürich auch innerhalb der Schweiz.

Letztlich spielen aber nicht nur die Steuersätze, sondern auch die Struktur und die Transparenz des Steuersystems eine wichtige Rolle. Hier kann der Kanton Zürich besonders punkten, wie der Indikator Wettbewerbsfähigkeit des Steuersystems zeigt. In diesem Zusammenhang spielen auch die Steuerbehörden eine wichtige Rolle. Wenn diese effizient arbeiten und sich als kooperativer Ansprechpartner zeigen, kann dies viel zur Standortattraktivität beitragen.

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