Toolbox und Stammtisch

In der Toolbox finden Sie Hilfsmittel und Inspiration zum Organisieren und Referieren von Elternbildung. Am Online-Stammtisch können Sie sich dazu austauschen, Fragen stellen und sich vernetzen.

Toolbox

Suchen Sie nach Ideen und Anregungen für Ihre Tätigkeit in der Elternbildung? Möchten Sie Ihre Veranstaltungen vorausschauend planen, effizient vorbereiten und professionell durchführen? Suchen Sie nach Inspiration für Ihre Referate? Stöbern Sie in unserer Toolbox, nutzen Sie die Hilfsmittel und lassen Sie sich von Good-Practice-Beispielen inspirieren.

Die Toolbox wird laufend mit neuen Beiträgen erweitert.

Erfolgreich Elternbildung organisieren

Verwenden Sie die Akkordeon-Bedienelemente, um die Sichtbarkeit der jeweiligen Panels (unterhalb der Bedienelemente) umzuschalten.

Der Leitfaden vermittelt alle nötigen Grundlagen für die Organisation von Elternbildungsveranstaltungen. Schritt für Schritt führt er durch die Phasen der Planung, Ausschreibung, Durchführung und Nachbereitung.

Was braucht es für einen wirkungsvollen Veranstaltungsflyer? Welche Informationen sind für meine Zielgruppe auf einer Webseite am wichtigsten? Und wie bringe ich meine Botschaften und Angaben in eine verständliche und übersichtliche Form?

In diesem Beitrag erhalten Sie Anhaltspunkte, wie Sie wirksame Werbemittel gestalten. Eine Checkliste hilft Ihnen, die Punkte zu überprüfen.

Bevor Sie mit Formulieren loslegen

Überlegen Sie sich, was Sie Ihrem Zielpublikum mitteilen wollen. So simpel dies klingt – dahinter steckt wichtige Denkarbeit. Denn ob digital im Newsletter oder physisch als Flyer: Texte und Inhalte werden oft überflogen und quergelesen. Welche Informationen sind für die Zielgruppe am wichtigsten, welche zweitrangig?

Strukturieren Sie Ihr Werbemittel

Eine klare Struktur dient der Lesbarkeit. Gliedern Sie die Texte mit Titeln und (kurzen) Absätzen. Setzen Sie weitere visuelle Anhaltspunkte wie z. B. Info-Boxen oder Tabellen bewusst ein. So können Sie den Lesefluss lenken.

Wählen Sie Ihre Worte bewusst

Formulieren Sie ihre Botschaften klar und verständlich und passen Sie den Sprachstil ihrer Zielgruppe an. Finden Sie eine geeignete Balance zwischen sachlicher Information und emotionaler Ansprache. Auch die Textmenge soll dem Zweck angemessen sein. Als Faustregel gilt: Je wichtiger die Aussage, desto kürzer der Satz.

Setzen Sie Bilder gezielt ein

Achten Sie darauf, wo und zu welchem Zweck Bilder im Werbemittel eingesetzt werden. Dient das Bild der Aufmerksamkeit und soll es Emotionen wecken? Dann benötigt es eine bestimmte Grösse. Erklärt der Bildinhalt einen bestimmten Sachverhalt oder zeigt er ein Beispiel? Dann braucht das Bild gegebenenfalls eine Legende.

Checkliste

Nutzen Sie für Ihren Flyer, für die Angebotsbroschüre oder für den nächsten Social-Media-Post die folgende Checkliste «Werbemittel gestalten». Mit dieser Hilfe können Sie Ihre Überlegungen festhalten oder einen ersten Entwurf beurteilen beziehungsweise überarbeiten:

Quelle mit ausführlicheren Informationen zu diesem Thema: «Toolbox Kommunikation – Hilfsmittel für Anbietende der Frühen Kindheit», Kanton Aargau, Departement Gesundheit und Soziales, Fachstelle Alter und Familie

Eltern haben Fragen, möchten Neues lernen und sich am Schulalltag ihrer Kinder beteiligen. Davon profitieren auch die Schulen und die Kinder. Hier erfahren Sie mehr über Elternbildung an Schulen, über die mögliche Verbindung zur Elternmitwirkung und Sie finden schriftliche Unterlagen mit Empfehlungen, wie Sie an Ihrer Schule Elternbildung gestalten können.

Was versteht man unter Elternbildung an Schulen? Wie ist die Abgrenzung zur Elternmitwirkung? Wie kann man Elternbildung in der Schule erfolgreich umsetzen und verankern? Die folgenden Abschnitte helfen Ihnen als Akteur im Schulumfeld, Elternmitwirkung und Elternbildung an Schulen einzuordnen und ein genaues Bild davon zu entwickeln.

Auf dem Merkblatt «Elternbildung an Schulen – kurz erklärt» finden Sie weitere grundsätzliche Informationen und Empfehlungen und mit der Vorlage zum Rahmenkonzept «Elternbildung an Schulen» erhalten Sie eine praktische Anleitung, wie Sie Elternbildung an Ihrer Schule begründen, evaluieren, umsetzen oder verbessern können.

Elternmitwirkung zum Wohl der Kinder

Eltern haben viele Möglichkeiten, sich im Schulalltag und -umfeld ihrer Kinder zu engagieren, mitzureden und mitzubestimmen. Eine gelungene Elternmitwirkung führt zu einer sinnvollen und gewinnbringenden Zusammenarbeit zwischen Eltern und Schule. Davon profitieren auch die Kinder.

Bei der Elternmitwirkung werden eine individuelle und eine institutionelle Ebene unterschieden:

  • Auf der individuellen Ebene geht es um Themen, welche die Eltern und ihr Kind persönlich betreffen, z. B. das Sozialverhalten und die Befindlichkeit des Kindes in der Schule, Standortbestimmungen oder Entscheide zur Schullaufbahn. Lehrpersonen und Eltern tauschen ihre Informationen im persönlichen Gespräch aus, mit einem Kontaktheft oder an Elternabenden der Klasse.
  • Auf der institutionellen Ebene wirken Eltern im allgemeinen schulischen Umfeld mit – unabhängig von individuellen Interessen und Begebenheiten rund um das eigene Kind. Sie engagieren sich z. B. im Elternrat, nehmen teil an Elternforen, organisieren Eltern(bildungs)abende, sichern den Schulweg, helfen Neuzugezogenen bei der Integration oder beteiligen sich aktiv an Sporttagen, Projektwochen oder Schulfesten.
Elternbildung – ein möglicher Bestandteil der institutionellen Elternmitwirkung

Häufig ist Elternbildung ein wichtiger Teil der institutionellen Elternmitwirkung an Schulen. Eltern können in Vorträgen oder Gesprächsrunden mit Fachpersonen, online oder vor Ort, mehr erfahren zu Erziehungsthemen, die sie beschäftigen. Sie erhalten Fachwissen, können Fragen stellen und sich mit anderen austauschen – zu Themen wie Ernährung, Lernen oder Sexualität, zu Medienkonsum, Sucht oder Kommunikation.

Elternbildungsveranstaltungen mit einem Bezug zum Schulalltag der Kinder, zu Erziehungsfragen der Eltern oder zu Entwicklungsthemen der Schule fördern Vertrauen, Verständnis und Zusammenarbeit zwischen Eltern und Schule.

Im Idealfall organisieren die Schulen (z. B. Schulleitung, Lehrpersonen, Schulsozialarbeit) solche Veranstaltungen der Elternbildung gemeinsam mit einem Elterngremium. So können Eltern aktiv bei Form und Thema mitbestimmen. Die Schulen leisten damit einen wichtigen Beitrag zu einer gelungenen Zusammenarbeit sowie zu einem guten Klima. Das Angebot wird gemeinsam getragen und beworben, die Veranstaltungen werden stärker beachtet und besucht. Dies führt auch zu einer Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern. Die Beteiligten verstehen sich besser, ziehen am gleichen Strang und entwickeln eine gemeinsame pädagogische Haltung.

Merkblatt und Rahmenkonzept

Das Merkblatt «Elternbildung an Schulen – kurz erklärt» und die Vorlage zum Rahmenkonzept «Elternbildung an Schulen» zeigen, wie Sie Elternbildung an Ihrer Schule begründen, erfolgreich umsetzen und später evaluieren.

Kostenlose Begleitung und Beratung

Sie wollen Elternbildung an Ihrer Schule ausprobieren oder definitiv umsetzen? Die Geschäftsstelle Elternbildung berät Sie individuell und kostenlos. Wir analysieren Ihre Ausgangslage, beantworten Ihre Fragen und begleiten Sie von den ersten Ideen bis zur erfolgreichen Umsetzung und Verankerung.

Weitere Informationen

Mehr über Elternbildung im Schulumfeld sowie weitere Hilfsmittel und Angebote der Geschäftsstelle Elternbildung finden Sie hier.

Mehr über Ebenen, Themen und Grenzen der Elternmitwirkung an Schulen lesen Sie unter:

Bei der Organisation von Elternbildung ist die Nachbearbeitung ein wichtiger Bestandteil. Die Befragung von Eltern nach einer Veranstaltung bietet mit wenig Aufwand Einsicht in die Bedürfnisse der Teilnehmenden und hilft bei der Qualitätssicherung. Verwenden Sie die Vorlage und passen Sie diese auf Ihre Bedürfnisse an.

Es lohnt sich, alle Angaben und Absprachen zu einer Elternbildungsveranstaltung in einer Vereinbarung zwischen Referent/in und Institution schriftlich festzuhalten. Verwenden Sie dazu die Vorlage und passen Sie diese auf Ihre Bedürfnisse an.

Bei der Durchführung einer Elternbildungsveranstaltung lohnt es sich, einen genauen Zeit- und Ablaufplan zu haben. Wer muss wann wo sein? Wer bringt welches Material? Und woran muss sonst noch gedacht werden?

Verwenden Sie dafür die Vorlage mit Zeitablauf, Materialliste sowie Checkliste und füllen Sie diese für Ihre eigene Veranstaltung aus.

Geeignete Themen finden

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Ein inhaltlicher Fokus macht es einfacher, eine Veranstaltung zu planen, zu bewerben und das entsprechende Zielpublikum zu erreichen. Hier finden Sie eine Beschreibung möglicher Themenfelder für Elternbildungsveranstaltungen.

Eltern erreichen und für Elternbildung begeistern

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Wie gelingt es, Eltern für Elternbildung zu gewinnen? Wie können wir sie davon überzeugen, dass Elternbildung sie weiterbringt?

Die folgenden Inhalte helfen Ihnen, Elternbildung und ihren Nutzen zu beschreiben. Zusätzlich zum einleitenden Text finden Sie eine Definition sowie Standardformulierungen, die Sie für die Kommunikation in Ihrer eigenen Elternbildungstätigkeit verwenden können.

Nutzen von Elternbildung

Was braucht ein Kind, um gut aufwachsen zu können? Wie können Kinder in ihrer Entwicklung unterstützt werden? Und wie schaffen es Eltern, dabei auch die eigenen Bedürfnisse im Blick zu behalten?

Kinder zu erziehen ist eine grosse Aufgabe. Viele Eltern sind manchmal verunsichert und suchen Rat. Institutionelle Elternbildung stärkt Eltern in ihrer Erziehungskompetenz: Sie hilft Müttern und Vätern beim Zurechtfinden in ihrer Rolle und individuellen Situation sowie beim Bewältigen der verschiedenen Anforderungen.

In Kursen, Workshops oder an weiteren Veranstaltungen lernen Eltern Neues im Austausch mit Fachpersonen und anderen Eltern. Sie können Fragen zur Erziehung und Entwicklung ihrer Kinder klären, erhalten Orientierungshilfe sowie Impulse und werden darin unterstützt, das Kind in seiner persönlichen Entwicklung zu stärken. Eltern erfahren, wie sie eine positive Beziehung zu ihren Kindern gestalten und im Familienalltag ein sicherer Hafen sein können. Durch Reflexion des eigenen Erziehungsverhaltens, Austausch und Fachwissen erlangen sie mehr Sicherheit im Alltag.

Elternbildung baut auf den elterlichen Fähigkeiten auf und stärkt die vorhandenen Ressourcen. Sie berücksichtigt individuelle Bedürfnisse und Hintergründe und richtet den Blick auf anstehende Herausforderungen. So kann die Umsetzung im eigenen Familienalltag nachhaltig gelingen.

Elternbildung richtet sich an alle Formen von Familien in verschiedenen Lebensphasen und berücksichtigt persönliche, kulturelle, soziale und sprachliche Voraussetzungen.

Untersuchungen beschreiben die Wirksamkeit von Elternbildung und von in der Elternbildung angewandten Methoden und Programmen: Mütter und Väter, die Elternbildung in Anspruch nehmen, stärken ihre erziehungsbezogenen Fertigkeiten, reflektieren ihre Einstellungen und erleben Erziehungssituationen positiver: Sie fühlen sich den Anforderungen des Erziehungsalltags besser gewachsen und erleben ihre Erziehungsaufgaben als weniger belastend.

In Anlehnung an: www.zh.ch/elternbildung und www.elternbildung.ch

Definition und Standardformulierungen

Nutzen Sie die Definition sowie die Standardformulierungen zur Kommunikation Ihrer eigenen Elternbildungsangebote. Ergänzen Sie diese nach Möglichkeit mit Beispielen aus Ihrer eigenen Arbeit oder Ihrem eigenen Angebot.

Definition

Elternbildung ist ein pädagogisches Angebot. Es unterstützt Eltern und andere Bezugspersonen von Kindern bei ihrer Erziehungsaufgabe und bei der Gestaltung des Familienalltages.
In der Elternbildung vermitteln Fachpersonen wissenschaftlich fundiertes Wissen zu Erziehung, Entwicklung, Beziehung und Familie.
Elternbildung umfasst Bildungsangebote für alle Phasen des Familienlebens und richtet sich an alle Formen von Familien.
Elternbildung unterstützt Eltern darin, Kinder und Jugendliche in ihrer emotionalen, sozialen, kognitiven und körperlichen Entwicklung zu stärken.

Standardformulierungen

Elternbildung hilft Ihnen, dort weiterzukommen, wo Sie gerade (an)stehen …

… weil Ihre aktuelle Situation berücksichtigt wird und Ihre Fragen Platz haben.

Elternbildung gibt Ihnen Sicherheit und Orientierung …
… weil Sie wertvolle Informationen auf dem aktuellsten Wissensstand zu den Themen Familie und Erziehung erhalten.

Mit Elternbildung müssen Sie nicht alles alleine schaffen …
… weil Sie vom Austausch mit anderen Eltern und Fachpersonen profitieren.

Elternbildung stärkt Sie und Ihre Familie …
… weil Sie Anregungen für eine positive Gestaltung der Beziehung in der Familie erhalten: Zwischen Kindern und Eltern, zwischen Geschwistern und innerhalb Ihrer Partnerschaft.

Wie können Eltern erreicht werden – von Organisatorinnen und Organisatoren, Referierenden oder Fachstellen? Welche Grundhaltung, welche Rahmenbedingungen, Inhalte und Bewerbungsstrategien bewähren sich? Darüber haben sich 23 Personen am Online-Stammtisch vom 8. September 2022 ausgetauscht.

Lesen Sie als Essenz daraus die folgende Sammlung – ergänzt mit konkreten Beispielen durch die Geschäftsstelle Elternbildung – und lassen Sie sich von den besprochenen Erfahrungen in Ihrem Elternbildungsalltag inspirieren.

Allgemeines
  • Eltern mit Wertschätzung und auf Augenhöhe begegnen
  • Beziehung und Vertrauen aufbauen (z. B. Wohlfühlatmosphäre am Anlass schaffen)
  • sich bewusst sein: Elternbildung ist mit Stigmata verbunden, die Entstigmatisierung ist daher ein wichtiger Teil der Arbeit
Zielgruppe
  • sich Gedanken machen, welche Zielgruppe man ansprechen will (Alter der Kinder, Bildungsstand, Sprache etc.) und Angebote organisatorisch wie inhaltlich daran ausrichten (z. B. bezüglich Tageszeit, Ort, Materialien, Sprache)
  • Zielgruppe besser kennenlernen (z. B. Rückmeldungen nach Veranstaltungen einholen)
  • Veranstaltungen auf eine spezifische Zielgruppe ausrichten (z. B. spezielle Väterkurse anbieten)
Rahmenbedingungen
  • Elternbildungsangebote regional vernetzen (z. B. gemeinsam mit anderen Institutionen oder Veranstaltenden der Region durchführen)
  • zeitlich und örtlich unabhängige Angebote schaffen (z. B. Präsenzangebote durch Online-Kurse, Podcast-Beiträge oder Videoaufzeichnungen ergänzen)
  • neue Formate entwickeln (z. B. Elternbildung und Einzelberatungen verbinden)
  • Elternbildung auf verschiedene Arten anbieten (z. B. digital, vor Ort, mit Möglichkeiten zum Austausch, als reines Referat, an unterschiedlichen Tagen und Uhrzeiten)
  • einzelne Themen vertiefen (z. B. mehrteilige Elternbildungskurse planen)
  • Möglichkeit zur Teilnahme durch Rahmenbedingungen vereinfachen (z. B. Kinderbetreuung während Veranstaltungen gewährleisten, Übersetzung und / oder Kulturvermittlung organisieren)
  • Veranstaltungen mit anderen Anlässen verknüpfen (z. B. mit Elternabenden an Schulen oder in Kitas)
Themen und Inhalte
  • Bedürfnisse der Zielgruppe abholen (z. B. Umfragen in Elterngremien durchführen)
  • Themenvielfalt anbieten, um verschiedene Eltern anzusprechen
  • verschiedene Methoden anwenden, um unterschiedliche Lernerfahrungen zu ermöglichen (z. B. Bilder, Videos, Rollenspiele, Theatersequenzen)
Bewerbung
  • einfache Sprache verwenden (z. B. kurze Sätze mit geläufigen Wörtern, Bilder benutzen)
  • Multiplikatoren nutzen (z. B. von Eltern zu Eltern [Peer-to-Peer], über Fachpersonen oder via Schulen)
  • dort Werbung machen, wo die Zielgruppe ist (physisch und online, z. B. auf Spielplätzen, beim Kinderarzt oder der Kinderärztin, auf Facebook, in Bibliotheken)
  • laufende Veranstaltungen zur Bewerbung zukünftiger Angebote nutzen
  • digitale Medien zur Bewerbung nutzen (z. B. Whatsapp-Gruppen, Facebook- oder Instagram-Kanäle des Veranstaltungsortes, öffentliche Veranstaltungskalender)
  • Mund-zu-Mund-Propaganda aktiv anregen, im Vorfeld oder während Veranstaltungen
  • potenzielle Zielgruppe direkt ansprechen, direkten Kontakt suchen
  • unterschiedliche Werbekanäle zeitlich versetzt nutzen (z. B. gedruckte Flyer einen Monat zuvor versenden, später kurzfristig via Social Media bewerben)

Wer ist meine Zielgruppe? Was ist ihr wichtig und was unterstützt sie am besten? Können Sie diese Fragen beantworten, haben Sie den ersten Schritt zum zielgruppenorientierten Arbeiten schon fast geschafft. Wir erklären, warum die Orientierung an der Zielgruppe wichtig ist und wie Sie Ihre Zielgruppe beschreiben und sich in sie hineinversetzen können.

Zielgruppenorientierung

Als Zielgruppe versteht man eine definierte Gruppe von Personen, die gemeinsame Eigenschaften und Merkmale haben und mit einem Angebot oder einer Massnahme angesprochen werden sollen.

Zielgruppenorientierung bedeutet, dass man bei der Planung und Umsetzung von Angeboten und Massnahmen die Bedürfnisse und Interessen dieser bestimmten Gruppe im Fokus behält.

Nur so können bestmögliche Ansprache und Nutzererfahrung erreicht werden – von der Entwicklung des Angebots bis hin zur Bewerbung. Doch wie gelingt das konkret?

Zielgruppe beschreiben

In einem ersten Schritt beschreibt man die Zielgruppe mit ihren gemeinsamen Merkmalen und Eigenschaften. Je enger die Zielgruppe gefasst werden kann, desto gezielter kann zielgruppenorientiert gearbeitet werden. Nehmen wir das Beispiel im fiktiven Familienzentrum «Weitblick»: Übergeordnete Zielgruppen sind Kinder und Eltern im Einzugsgebiet. Für eine einzelne Veranstaltung im Bereich Elternbildung könnten die Zielgruppen spezifischer lauten: «Mütter und Väter mit Kindern im Vorschulbereich», «Alleinerziehende» oder «Werdende Eltern». Je nachdem haben diese Gruppen gleiche, aber eben auch unterschiedliche Bedürfnisse und Herausforderungen. In einigen Fällen lohnt es sich deshalb, mehrere Zielgruppen zu beschreiben.

Anhand folgender Merkmale können die Zielgruppen im Bereich Elternbildung sinnvoll beschrieben werden:

  • demografische Merkmale (Alter, Geschlecht, Familienstatus, Wohnort, Einzugsgebiet, Migrationshintergrund usw.)
  • sozioökonomische Merkmale (Bildungsstand, Erwerbstätigkeit, Einkommen usw.)
  • psychografische Merkmale (Einstellungen, Werte, Motivation, Potenziale, Stärken, Schwächen, Wünsche, Hoffnungen usw.)
  • Förderbedarf bzw. Bedürftigkeit (Gesundheitszustand, Mangel, Defizite, Problembewusstsein usw.)

Die folgende Vorlage hilft Ihnen dabei, die Zielgruppe zu beschreiben. Passen Sie sie nach Bedarf einfach an:

Mit den erhaltenen Informationen und Erkenntnissen können Sie bestehende Angebote hinterfragen oder neue Angebote erarbeiten. Ist das bestehende Angebot für mehrheitlich berufstätige Eltern zeitlich machbar? Welche Themen sind relevant für getrennte Eltern mit kleinen Kindern? Braucht es für Alleinerziehende während der Veranstaltung ein Betreuungsangebot? Verstehen Eltern mit schlechten Deutschkenntnissen den Inhalt?

Sich mit Personas in die Zielgruppe hineinversetzen

Zielgruppenbeschreibungen wirken oft nicht sehr plastisch und es kann schwierig sein, sich der Bedürfnisse richtig bewusst zu werden. Es lohnt sich deshalb, die Zielgruppen in einem weiteren Schritt mit der Persona-Methode zu personifizieren. Der Zielgruppe wird dabei mit einer erfundenen Person ein «Gesicht» gegeben. Dies hilft, sich in sie hineinzuversetzen und es können konkretere Punkte überprüft werden.

Diese Vorlage hilft Ihnen dabei, eine Persona zu erstellen:

Die Geschäftsstelle Elternbildung berät und unterstützt Sie gerne dabei, Ihre eigene Zielgruppe in den Fokus zu rücken und Massnahmen sowie Angebote passend zu entwickeln.

Wie können wir Väter für Elternbildung motivieren? Wie können wir sie erreichen und wie gelingt es, sie direkt anzusprechen? Bei Beratungen durch die Geschäftsstelle Elternbildung werden solche Fragen häufig gestellt.

Im Austausch mit Fachpersonen und unter Beizug von Fachliteratur sind die folgenden Tipps entstanden. Die Erfahrungen der Geschäftsstelle Elternbildung wurden unter anderem mit den Erkenntnissen aus den Beratungen von Daniel Bünter ergänzt, dem Väterberater des Kantons Zürich.

Eines vorweg: Entscheidend ist die zielgruppengerechte Arbeit. Diese bedingt aufrichtiges Interesse. Im Zentrum stehen nicht die eigene Expertise und Erfahrung, sondern die Frage: Wie erlebt die Zielgruppe unsere Welt und ihre Herausforderungen?

Dabei sind Zielgruppen selten so homogen, wie sie klingen mögen. Umso wichtiger, sich unvoreingenommen auf ihre Bedürfnisse einzulassen. So entsteht Offenheit für die ganze Vielfalt an Anliegen im Elternbildungsalltag.

Folgende Empfehlungen geben wir Ihnen gerne weiter:

Organisation von Veranstaltungen
  • Bieten Sie Elternbildung dort an, wo Väter sich aufhalten.
  • Binden Sie Väter bereits in die Planung Ihrer Veranstaltung ein.
  • Gestalten Sie die Rahmenbedingungen so, dass Väter ohne grossen Aufwand teilnehmen können. Führen Sie zum Beispiel Veranstaltungen abends, an Samstagen oder online durch, wenn die Mehrheit der Väter nicht an der Arbeit ist.
  • Achten Sie auf praktische, lösungsorientierte Angebote.
  • Elternbildung mit Spass- oder Erlebnisfaktor macht Inhalte zugänglicher.
Bewerbung von Veranstaltungen
  • Sprechen Sie Väter in der Bewerbung direkt an, mit Text und Bild.
  • Wenden Sie sich an «Väter und Mütter», nicht an «Eltern», wenn Sie beide Elternteile meinen.
  • Nützen Sie Väternetzwerke für Mund-zu-Mund-Propaganda oder Väter, die Sie kennen oder bereits in die Planung involviert sind. Laden Sie diese auch aktiv zur Teilnahme ein.
  • Bewerben Sie Elternbildung dort, wo Väter sich aufhalten. Zum Beispiel im Umfeld der Erwerbsarbeit oder im Freizeitbereich.
  • Nützen Sie die Mütter als Brückenbauerinnen.
  • Stellen Sie bei der Bewerbung Wissen und Information in den Vordergrund, weniger die Gefühlswelt.

Sprechen Sie Väter in der Bewerbung direkt an.
 

Durchführen und Moderieren von Veranstaltungen
  • Achten Sie auf Ihre Haltung: Wertschätzen Sie das Engagement von Vätern und Müttern im Familienalltag gleichermassen (weder eine Seite ignorieren noch verherrlichen).
  • Strukturieren Sie Austauschsequenzen klar, dies gibt Sicherheit.
  • Bieten Sie konkrete Anregungen mit Alltagsbezug.
  • Untermauern Sie Erklärungen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen.
  • Verwenden Sie bildhafte Zugänge wie Metaphern und nützen Sie sprachliche Bilder, die vielen Männern vertraut sind – zum Beispiel Entscheidung, Aufbruch, Sackgasse, Herausforderung.
  • Verwenden Sie Beispiele, Bilder oder Vergleiche aus der Erfahrungswelt von Vätern. Das macht Themen zugänglicher.
  • Vermeiden Sie Geschlechts- und Rollenstereotypen bei Beispielen, der Schilderung von Aufgaben oder Inhalten.
Fachliteratur
Medienempfehlungen

Möchten Sie sich vertiefter mit dem Thema auseinandersetzen?
Zusätzlich zu den oben genannten Quellen empfehlen wir:

Literatur
  • Hüther, Gerald: Männer. Das schwache Geschlecht und sein Gehirn, Vandenhoeck + Ruprecht, 2016.
  • Juul, Jesper: Mann & Vater sein, Verlag Herder, 2022.
  • Prüfer, Tilmann: Vatersein. Warum wir mehr denn je neue Väter brauchen, Rowohlt Kindler, 2022.
  • Schmidt, Nicola; Althoff, Klaus: Vater werden. Dein Weg zum Kind, Gräfe und Unzer Verlag, 2021.
  • Seiffge-Krenke, Inge: Väter, Männer und kindliche Entwicklung, Ein Lehrbuch für Psychotherapie und Beratung, Springer, 2016.
  • Soethof, Fabian: Väter können das auch! Es ist Zeit, Familie endlich gleichberechtigt zu leben, Kösel, 2022.
  • Stamm, Margrit: Neue Väter brauchen neue Mütter, Piper, 2018.
  • Theunert, Markus; Luterbach, Matthias: Mann sein …!? Geschlechterreflektiert mit Jungen, Männern und Vätern arbeiten. Ein Orientierungsrahmen für Fachleute, Beltz Verlag, 2021.
  • Vonnoh, Carsten: Up to dad, Julius Beltz GmbH & Co., 2021.
Dossiers
  • Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi: Väter. Dossier.
  • Vätergeschichten. Fingerabdrücke von Vater-Kind-Beziehungen, im Auftrag von FamOs und männer.ch, seit 2012.
Studien

Meier-Schatz, Lucrezia et al.: Was Männer wollen. Studie zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, Pro Familia Schweiz, im Auftrag des Kantons St. Gallen, 2011.


Filme
  • Die Geburt eines Vaters, Ein Projekt der Haute Ecole de Santé Vaud HESAV in Zusammenarbeit mit dem Dachverband Schweizer Männer- und Väterorganisationen männer.ch, unterstützt durch Gesundheitsförderung Schweiz, 2018–2021.
  • Vaterforschung. Was passiert, wenn Mann Vater wird? SRF Einstein, 2016.

Gedankenanstösse und Empfehlungen

In der Elternbildung machen viele Organisatorinnen und Organisatoren und Referierende die Erfahrung, dass sie mit ihren Angeboten nicht alle Eltern gleich gut erreichen. Eine Zielgruppe, die dabei oft genannt wird, sind Eltern mit Migrationserfahrung. Ziel von Elternbildung ist allerdings, dass alle Eltern von den Angeboten profitieren können. Wie kann dies gelingen?

Die sensible Auseinandersetzung mit der Zielgruppe hilft. Dazu möchten wir Ihnen praxisnahe Herangehensweisen am Beispiel von Eltern mit Migrationserfahrung aufzeigen. Eines vorweg: Zielgruppen sind selten so homogen, wie sie klingen. Indem Sie sich differenziert damit auseinandersetzen, beugen Sie pauschalen Zuschreibungen vor und können so passend auf individuelle Bedürfnisse eingehen – sowohl inhaltlich als auch bei der Bewerbung der Angebote. Diese Auseinandersetzung braucht Zeit. Wir sind aber überzeugt, dass Sie dadurch der Zielgruppe näherkommen und den Zugang zur Elternbildung verbessern können.

Dieser Beitrag ist im Austausch mit Fachpersonen, unter Beizug von Fachliteratur sowie durch Interviews mit Femmes-Tische-Moderatorinnen und Vertretern und Vertreterinnen der Zielgruppe «Eltern mit Migrationserfahrung» entstanden. Die anonymisierten Zitate stammen aus diesen Interviews. Genauere Angaben zu Quellen und weiterführende Links finden Sie zuunterst im Text.

Mit diesem Toolbox-Beitrag nehmen wir Sie mit auf den Weg, Zielgruppen besser kennenzulernen, sich Gedanken zum Umgang mit unterschiedlichen Vorstellungen von Erziehung zu machen und sich dabei auch mit eigenen Bildern im Kopf auseinanderzusetzen. Zu den genannten Aspekten geben wir Ihnen aus den geführten Gesprächen und den Erfahrungen Empfehlungen für die Praxis mit.

Sich von der Zielgruppe ein Bild machen

Zielgruppen stellen keine homogenen Gruppen dar. Sie variieren etwa bezüglich Alter, Geschlecht, Nationalität, Sprache, Religion, ethnischer Zugehörigkeit oder im Hinblick auf sozioökonomische Merkmale wie Familienbildung und Einkommen, Zugang zu Ressourcen und Unterstützungssystemen, Wertvorstellungen usw.

Die Auseinandersetzung mit Ihrer Zielgruppe braucht Zeit und Sensibilität. Sie kann durch eigene Analyse und Recherche oder im Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern der Zielgruppe stattfinden. Je intensiver Sie sich als Organisatorin und Organisator und Referierende mit Ihrer Zielgruppe auseinandersetzen, umso besser können Sie ihr passgenaue Unterstützung bieten.

Einige Anregungen, wie Sie sich von Ihrer Zielgruppe ein Bild machen können:

  • Besteht ein soziales und/oder familiäres Netzwerk? Wie viel Kapazität haben die Eltern für Elternbildung?
  • Welche Themen beschäftigen? Welche Bedürfnisse bezüglich Elternbildung sind vorhanden?
  • Wie erreichbar ist die Gruppe? Ist sie vernetzt und integriert? Welche Kontakte finden innerhalb und ausserhalb des eigenen Kulturkreises statt?
  • Welche Wertvorstellungen und Erziehungsziele bringt die Zielgruppe mit?
  • Wie ist der kulturelle und religiöse Hintergrund? Hat dieser einen Einfluss auf die Zusammenarbeit? Welche Themen werden anders gehandhabt?
  • Welche Migrationserfahrungen wurden gemacht (politisch motiviert, beruflich bedingt, Flucht, Familiennachzug usw.)? Inwiefern beeinflussen Migrationsgeschichte, Integrationsgrad und Aufenthaltsstatus die Elternrolle und die Motivation für Elternbildung?
  • Wie ist die Bildungserfahrung? (bildungsnah/-fern, Vorwissen zu Schweizer Bildungssystem)
  • Welche Sprachen werden wie gut verstanden?
  • Wie sehen die finanziellen Verhältnisse der Zielgruppe aus?

Sie haben sich ein Bild gemacht? Überlegen Sie sich nun in einem nächsten Schritt, wie Sie Ihr Angebot den Bedürfnissen Ihrer Zielgruppe anpassen können, um mögliche Zugangshürden abzubauen:

  • Bei Themenwahl, Planung, Umsetzung und Bewerbung auf Zielgruppe eingehen
  • Kulturelle und religiöse Werte berücksichtigen: religiöse Vorschriften, Tabus, Feiertage, Rollenverständnis usw.
  • Zugängliche sprachliche Form wählen: Hochdeutsch, einfaches Deutsch, Übersetzungsangebote vor Ort, Nutzung von Übersetzungsapps usw.

«Super war, dass die Kursleitung langsam und einfach erklärt und manches wiederholt hat.»

  • Teilnahmebeiträge realistisch setzen: kostenlos, subventioniert usw.
  • Der Zielgruppe durch passende Rahmenbedingungen den Zugang erleichtern: tagsüber/abends/Wochenende, online/vor Ort/mit Kinderbetreuung, neutraler Ort ohne Bezug zu Staat oder Religion/vertrauter Aufenthaltsort der Zielgruppe usw.
  • Passende Form der Wissensvermittlung wählen: sachliches Referat, Referat mit anschliessendem Apéro, Austausch in vertrauensvollen Kleingruppen, sozialer Austausch bei gemeinsamem Brunch usw.

«Ich möchte viel lernen können, damit ich weiss, was richtig ist. Der Austausch war mir weniger wichtig.»

«Mir hat der Austausch sehr geholfen. So merkte ich, dass ich nicht alleine bin.»

«Unsere Kultur braucht Zeit zum Zusammensein, Essen, Austauschen, über anderes sprechen.»

Weitere hilfreiche Empfehlungen und Tools für die Zielgruppenarbeit finden Sie im Beitrag «Die Zielgruppe im Fokus».

Sich mit eigenen Bildern im Kopf auseinandersetzen – Einladung zur Selbstreflexion

Wenn wir uns mit Zielgruppen auseinandersetzen, sind wir auch geprägt von eigenen Vorstellungen. Deshalb ist es wichtig, im Rahmen dieser Auseinandersetzung ebenso über eigene Bilder im Kopf nachzudenken. Dabei sollten wir uns bewusst sein, dass unsere Sichtweisen und Normen stark von der eigenen kulturellen Prägung und Erfahrung beeinflusst sind.

Mit verschiedenen Reflexionsfragen im folgenden Dokument zum Download möchten wir Sie dazu einladen, sich mit den eigenen Bildern im Kopf auseinanderzusetzen. Das Nachdenken über diese Fragen hilft, sich der eigenen Haltung und Werte noch bewusster zu werden, offen für die Bedürfnisse und Stärken anderer zu sein und Unterschieden wertfrei zu begegnen.

Empfehlungen für die Praxis:

  • Seien Sie sich Ihrer eigenen Bilder im Kopf bewusst.
  • Prüfen und erweitern Sie Ihr Wissen, indem Sie interessiert nachfragen.
  • Sprechen Sie eigene Unsicherheiten an und lassen Sie sich mutig auf eigene Lernprozesse ein (z. B. mit kultursensibler Supervision).
  • Vermeiden Sie unreflektierte und pauschale Zuschreibungen.
  • Leben Sie die Haltung vor: Diversität wird geschätzt.
  • Gestalten Sie Elternbildung kultursensibel. Prüfen Sie, ob es für die Zielgruppe hilfreich ist, dass der kulturelle Unterschied und die Migrationserfahrung zum Thema werden und ob es zielgruppenspezifische Anpassung beim Inhalt braucht.

«Ich finde, Eltern in der Schweiz und in meinem Herkunftsland haben doch die gleichen Probleme und Fragen.»

Mit unterschiedlichen Vorstellungen von Erziehung in der Elternbildung umgehen

Manche Migrationsfamilien bringen womöglich Erziehungsideale mit, die im Gegensatz zu westlichen pädagogischen Konzepten stehen. Eine Balance zu finden oder eine Brücke zu schlagen, kann für die Eltern zu einem Spagat werden. Wir empfehlen Ihnen folgende Grundsätze für die Elternbildung:

  • Reden Sie offen darüber, dass Unterschiede zwischen Erziehungsvorstellungen hierzulande und in den Herkunftsländern bestehen können.
  • Zeigen Sie Wertschätzung gegenüber Unterschieden.
  • Informieren Sie sich über den kulturellen Hintergrund und zugehörige Vorstellungen und Werte.
  • Zeigen Sie Verständnis dafür, in welchen Lebenskontexten Werthaltungen und Erziehungsziele entwickelt wurden.
  • Zeigen Sie auf, worauf in der Schweiz im Vergleich zum Herkunftsland Wert gelegt wird und warum.

«In unserer Kultur ist es nicht üblich, dass man über Fehler in der Erziehung spricht.»

  • Geben Sie genügend Raum für die Auseinandersetzung mit Werten und zur Entwicklung eines eigenen Weges in der Erziehung.

«Die Balance zu finden, zwischen der Schweizer Erziehung und der Erziehung meiner Herkunftskultur, finde ich schwierig. Ich wusste, was ich nicht möchte, aber nicht, wie ich es denn jetzt machen sollte. Ich wollte meinen eigenen Weg als Vater finden und wie ich sein möchte.»

  • Migration ist mehr, als seine Heimat, sein Geburtsland zu verlassen; es bedeutet, vertraute – auch stützende – Systeme zu verlassen und sich in neue hineinzufinden. Häufig findet ein Wechsel von einer Grossfamilie zu einer Kernfamilie statt, es ergeben sich Belastungen für einzelne Familienmitglieder, für die Partnerschaft und zahlreiche weitere Herausforderungen. Würdigen Sie die Bewältigung dieser Herausforderungen.
Weitere Empfehlungen für die Praxis
1. Peer-to-Peer-System
  • Schlüsselpersonen finden und den Kontakt pflegen (bekannte Gesichter und langfristige Kontakte helfen beim Zugang)
  • ein Peer-Netzwerk innerhalb der Sprach-/Kulturgruppe aufbauen

«Als Moderatorin von Femmes-Tischen baue ich mir ein Netzwerk auf. Ich suche Eltern in verschiedenen Regionen und mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen. Mit diesen pflege ich den Kontakt und diese tragen das Angebot dann in ihr Umfeld.»

  • Wissen zu Kultur und Religion von der Zielgruppe einholen
  • Eltern mit Migrationserfahrung sowie ihre Wünsche, Vorstellungen und Bedürfnisse aktiv einbeziehen – bei der Themenauswahl, bei der Planung etc.
  • Peers als Multiplikatoren/Multiplikatorinnen nutzen (auf Angebote aufmerksam machen, Eltern bei der Anmeldung unterstützen, allenfalls an Veranstaltungen begleiten usw.)

«Beim zweiten Kurs habe ich andere Frauen aus meiner Community mitgebracht.»

2. Vernetzung
  • Institutionen im Kontakt mit Eltern mit Migrationserfahrung über Angebote informieren und einbeziehen (Integration, Sozialbereich, Gesundheitsbereich, Bildungsbereich usw.)
  • lokale Vereine oder Gruppen einbeziehen, Zusammenarbeit suchen
  • mit Organisationen und anderen Institutionen zusammenarbeiten (z. B. Femmes-Tische)
  • Netzwerk als Multiplikatoren/Multiplikatorinnen nutzen (auf Angebote aufmerksam machen, Eltern bei der Anmeldung unterstützen, allenfalls an Veranstaltungen begleiten usw.)

«Ich war froh, dass mich die Beiständin unseres Kindes auf den Kurs aufmerksam gemacht hat, denn ich kannte solche Angebote nicht.»

3. Rahmenbedingungen und Zugänge
  • Elternbildung und Austausch an bekannten (Familien-)Treffpunkten ermöglichen (Niederschwellige Angebote bewähren sich: ohne Anmeldung, kombiniert mit Zusammensein oder während Alltagssituationen)
  • muttersprachliches Angebot als Türöffner initiieren oder nutzen

«Zuerst braucht es etwas Niederschwelliges für den Kontakt und das Kennenlernen. Da wird die Beziehung aufgebaut und für Erziehungsthemen sensibilisiert. Dies ist die Basis und eine Art Eintritt in die Elternbildung.»

  • im Anschluss an Referate Vertiefungs- und Austauschrunden in einfacher Sprache oder in verschiedenen Sprachen anbieten

«Für mich ist es wichtig, über Erziehung in meiner Herzenssprache zu sprechen. So kann ich über Gefühle sprechen und in die Tiefe gehen.»

  • Kinderbetreuung anbieten oder Möglichkeit für Miteinbezug der Kinder prüfen
4. Bewerbung und Informationsmaterial
  • Ansprache und Wording an Zielgruppe anpassen, konkret für Zielgruppe «Eltern mit Migrationserfahrung» ausschreiben
  • sich Gedanken machen, welche Informationen für die Zielgruppe wichtig sind und entsprechend beworben werden müssen (z. B. Professionalität der Leitung, Zeit für Austausch, Räumlichkeiten, Wegbeschrieb, Verpflichtung zur Teilnahme, Verknüpfung mit Institution usw.)
  • Informationsmaterial der Zielgruppe anpassen (z. B. bei Bildmaterial auf Diversität achten usw.)
  • genau klären, worum es geht und worum nicht (vielleicht fehlt zum Beispiel Wissen oder bestehen falsche Vorstellungen über unser System/Schulsystem)

«Schwierig in der Schweiz ist für mich, dass ich nicht weiss, wie es funktioniert, da es in meiner Heimat anders funktioniert.»

  • Veranstaltungen dort bewerben, wo sich die Zielgruppe aufhält
  • Veranstaltungen zeitnah bewerben, Einladungen allenfalls mehrmals verschicken und/oder kurz vor der Durchführung nochmals erinnern (z. B. per SMS)
  • Zielgruppe direkt ansprechen und auf Angebot aufmerksam machen (persönlicher Kontakt bewährt sich)

«Wenn man die Eltern persönlich über ein Angebot informiert, dann kommen sie häufiger.»

  • Zielgruppe ermutigen, Bekannte und Freunde/Freundinnen zu einer nächsten Veranstaltung mitzubringen

«Die Bewerbung der Femmes-Tische läuft fast ausschliesslich über Mund-zu-Mund-Propaganda.»

Wir möchten uns an dieser Stelle ganz herzlich bei allen Personen bedanken, die mitgearbeitet und mitgewirkt haben, dass dieser Beitrag entstehen konnte.

Good-Practice-Beispiele vom Juni-Stammtisch

Am Stammtisch vom 20. Juni 2024 diskutierten rund 20 Personen über ihre Erfahrungen. Hier die gesammelten Good-Practice-Beispiele:

Beispiele aus der Praxis Quelle: Geschäftsstelle Elternbildung
Quellenangaben und weiterführende Literatur/Links:
  • Femmes-Tische und Männer-Tische Schweiz
  • Interviews mit Eltern mit Migrationserfahrung (u. a. Zitate)
  • Interviews mit Femmes-Tische-Moderatorinnen (u. a. Zitate)
  • Unterstützung durch Fachpersonen (Nora Lechmann, Standortleiterin Femmes-Tische von SRK Kanton Zürich und Luljeta Krasniqi, Fachstelle Frühe Förderung Winterthur)
  • Abdallah-Steinkopff, Barbara: Interkulturelle Erziehungskompetenzen stärken. Ein kultursensibles Elterncoaching für geflüchtete und zugewanderte Familien, Vanden-hoeck + Ruprecht, 2018
  • Brisch, Karl-Heinz (Hrsg.): Bindung und Migration, Klett Cotta, 2016
  • Fajembola, Olaolu; Nimindé-Dundadengar, Tebogo: Gib mir mal die Hautfarbe. Mit Kindern über Rassismus sprechen, Beltz, 2021
  • Madubuko, Nkechi: Erziehung zur Vielfalt, Kösel, 2021
  • Radice Wogau, Janine; Eimmermacher, Hanna; Lanfranchi, Andrea (Hrsg.): Therapie und Beratung von Migranten. Systemisch-interkulturell denken und handeln, Beltz, 2004
  • Witte, Katharina: Versteh mich nicht zu schnell. Achtsames Arbeiten mit geflüchteten Menschen, Springer, 2017

Professionell referieren und moderieren

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Warum sollen sich Teilnehmende an Elternbildungsveranstaltungen auch untereinander austauschen? Welche Grundsätze sind bei diesem Austausch wichtig? Und wie können ihn Referierende konkret gestalten?

Die folgenden Inhalte geben Antworten auf diese Fragen und unterstützen Sie als Fachperson, den Austausch unter Eltern in Ihrem Kurs, Workshop oder Referat umzusetzen.

Mehrwert von Austausch unter Eltern
  • Eltern lernen voneinander: Elternschaft geht oft mit Fragen und Unsicherheiten einher. Viele Eltern haben daher ein Bedürfnis nach Austausch, sie möchten voneinander lernen und sich gegenseitig unterstützen. Wenn Eltern merken, dass ihre Erfahrungen anderen helfen, stärkt dies gleichzeitig den Selbstwert.

«Alle Eltern sind in der Familie gefordert. Nur sprechen leider wenige ehrlich davon. Der Austausch tat mir sehr gut.»

  • Lösungsorientierte Antworten: Im Austausch mit anderen Eltern können Väter und Mütter jene Themen ansprechen, die sie beschäftigen. Oft sind diese Anliegen konkret und alltagsnah – der Austausch ist umsetzungsorientiert. Dies ist ganz im Sinne der Elternbildung, bei der es nicht nur um Wissensvermittlung geht, sondern auch um das Anwenden von Ideen und deren Adaption an die eigene Situation. Finden Eltern im Austausch selbst zu Lösungen, setzen sie diese zudem viel wahrscheinlicher im eigenen Familienalltag um.

«Ich konnte konkrete Ideen von anderen Eltern mitnehmen und in meinem Familienalltag ausprobieren.»

  • Dialog regt Reflexion an: Der Dialog fördert die aktive Informationsverarbeitung. So werden Eltern angeregt, über ihr eigenes Erziehungsverhalten nachzudenken und den Einblick in alternative Herangehensweisen mit ihren Bedürfnissen und Begebenheiten abzugleichen.

«Die Gespräche haben mich inspiriert, über mein Verhalten gegenüber meinen Kindern nachzudenken.»

  • Austausch schafft Offenheit und Verbundenheit: Im Austausch machen Eltern die Erfahrung, dass sie mit ihren Fragen nicht allein sind und mit ihren Sorgen auf Verständnis stossen. Dies kann Hemmungen abbauen, Verbundenheit schaffen und allfälligen Gefühlen von Isolation oder Schuld entgegenwirken. 

 «Seit ich mit anderen Eltern über Herausforderungen sprechen konnte, fühle ich mich weniger als schlechter Vater.»

7 Grundsätze für den Austausch

Die Atmosphäre und die Grundhaltung der Fachperson sind entscheidend für einen gelingenden Austausch. Folgende Grundsätze helfen dabei:

  1. Respekt und Wertschätzung: Pflegen Sie einen wertschätzenden Umgang mit persönlichen Erfahrungen, respektieren Sie unterschiedliche Werte und inspirieren Sie die Teilnehmenden dazu, es Ihnen gleichzutun. Alle Eltern sollen die Möglichkeit haben, ihre Meinung und Erfahrungen frei zu äussern, ohne Ablehnung oder Kritik fürchten zu müssen. Leben Sie Offenheit, Toleranz und Empathie vor, indem Sie einen sorgfältigen Umgang mit den individuellen Geschichten und Ansichten der Eltern pflegen. Definieren Sie dazu Gesprächsregeln. 
  2. Freiwilligkeit: Verpflichten Sie niemanden zum Teilen von persönlichen Erfahrungen, Fragen oder Problemen. Sorgen Sie dafür, dass jede Methode auch die Möglichkeit der Enthaltung bietet und kommunizieren Sie dies vor dem Austausch.
  3. Vertrauen: Sorgen Sie für eine vertrauensvolle und angstfreie Atmosphäre. Ermöglichen Sie erst ein gegenseitiges Kennenlernen in der Gruppe, bevor Sie in den Austausch über persönliche Themen gehen. Zeigen Sie sich auch als Fachperson nahbar und von Ihrer persönlichen Seite.
  4. Vertraulichkeit: Kommunizieren Sie klare Regeln bezüglich Vertraulichkeit: «Was in diesem Raum gesagt wird, bleibt in diesem Raum.» Definieren Sie auch, welche Inhalte nach einem Austausch in Kleingruppen im Plenum geteilt werden dürfen. So können Eltern Sicherheit gewinnen und Hemmungen abbauen.
  5. Austausch auf Augenhöhe: Nehmen Sie als Fachperson die Rolle des oder der Lernenden ein und begleiten Sie die Eltern dabei, einander zuzuhören, echtes Interesse zu zeigen, nachzufragen und die Perspektive des Gegenübers einzunehmen. Geben auch Sie als Fachperson offen zu, wenn Sie eine Antwort nicht wissen.
  6. Orientierung an Teilnehmenden: Ermuntern Sie die Eltern, ihre Fragen einzubringen, zu diskutieren und nach passenden Lösungen zu suchen. Achten Sie bei der Methodenwahl auf die Aktivierung aller Teilnehmenden. Geben Sie genügend Zeit, sodass alle die Inhalte verarbeiten und sich bei Bedarf einbringen können.
  7. Schaffen klarer Rahmenbedingungen: Schaffen Sie eine klare Struktur mit transparentem Ablauf, Zeitvorgaben und Gesprächsregeln. Definieren Sie die Fragestellung oder das Ziel des Austauschs klar und visualisieren Sie dies zur Orientierung. Künden Sie auch an, wie es nach einem Austausch weitergeht. Je weniger gut sich eine Gruppe kennt, desto mehr Struktur braucht es. Übernehmen Sie die Verantwortung für diese Struktur sowie für die Gestaltung des Austauschs. Wenn der Austausch in Gruppen ohne Sie als Leitung stattfindet, können Sie zum Beispiel im Anschluss die Möglichkeit geben, Irritationen und offene Fragen anzusprechen oder sich eine Fachmeinung von Ihnen einzuholen.
Ideen für die Umsetzung

Wie Sie den Austausch methodisch gestalten können:

  • Austausch in Murmelgruppen: Jeweils 2 bis 3 Eltern, die nahe beieinander sitzen, tauschen sich zu einer vorgegebenen Frage aus.
  • Austausch im Stuhlkreis: Die Eltern tauschen sich im Plenum aus.
  • Austausch oder Arbeit an Tischen: Kleingruppen von 3 bis 6 Personen gruppieren sich um einen Tisch mit einer Frage oder einem Auftrag (etwas gestalten, sammeln, zusammenfassen etc.).
  • Austausch mit definierten Rollen: Eltern erhalten für die Austauschsequenz eine Rolle (Zeithüter, Kommunikationschefin, Schreiber, Leiterin).
  • Kennenlernen oder Austausch im Kugellager: Die Eltern bilden zwei Kreise, einen inneren und einen äusseren. Wer sich gegenübersteht, tauscht sich so lange zu einer Frage aus, bis einer der Kreise weiterdreht. 
  • Kennenlernen oder Austausch in Interviewform: Eltern interviewen einander gegenseitig zu einer Frage.
  • Offene Fragerunde: Fragerunde eröffnen («Wer möchte eine Frage stellen?»), gestellte Fragen weitergeben («Wer hat dazu eine Erfahrung gemacht?»).

Wie Sie mit Fragen zum Nachdenken und Austauschen anregen:

  • Offene Fragen: Was geht Ihnen durch den Kopf? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Welche Ideen haben Sie dazu?
  • Fragen nach Ressourcen: Was gelingt Ihnen gut? Was hat gut geklappt? Wann ist es Ihnen gut gelungen? Womit sind Sie zufrieden? Worauf sind Sie stolz? Welche Ihrer Fähigkeiten sind besonders wertvoll? Wer könnte Sie unterstützen? Haben Sie ein ähnliches Problem schon einmal gelöst?
  • Zirkuläre Fragen für den Perspektivenwechsel: Was denken Sie, wie sich Ihr Kind in dieser Situation fühlt? Was würde Ihr Kind dazu sagen? Wie würde Ihre Partnerin reagieren? Warum hat Ihre Nachbarin so reagiert?
  • Türöffner-Fragen: Wo stehen Sie gerade? Was fällt Ihnen dazu ein? Was denken Sie dazu? Was löst das aus? Wie geht es Ihnen damit?
  • Hypothetische Fragen: Was könnte passieren, wenn Sie …? Was wäre passiert, wenn …? Wie würden Sie beim nächsten Mal …? Wie könnte die Situation in zwei Monaten aussehen? 
  • Fragen anhand von Beispielen: Eine konkrete Szene, Situation oder Geschichte einer Familie erzählen. Die Eltern anschliessend fragen: «Kennen Sie das auch?», «Was würden Sie tun?».
  • Fragen zum Schmunzeln: Humor einfliessen lassen. Vielleicht sorgen Fragen wie «Welche Eigenschaft von Superwoman haben Sie als Mutter?» für Auflockerung.

Wie Sie möglichst viele Eltern einbeziehen können:

  • Fragen sammeln: Fragen der Eltern am Anfang der Veranstaltung sammeln. Jederzeit die Möglichkeit geben, weitere Fragen zu notieren. Am Ende darauf zurückkommen.
  • Möglichkeit zur Vorbereitung geben: Vor einem Austausch Zeit für eigene Gedanken oder Gelegenheit für Notizen geben.
  • Viele Gelegenheiten schaffen: Immer wieder Sequenzen für Austausch und Reflexion einbauen.
  • Erfahrungen einfliessen lassen: Situationen und konkrete Beispiele aus dem Familienalltag beschreiben lassen.
  • Wortmeldungen mit einem Gegenstand strukturieren: Je nach Thema Gegenstände wie einen Legostein, Nuggi oder eine Gamekonsole zur Wortmeldung reihum geben.
  • Redezeiten steuern: Zurückhaltende zur (freiwilligen) Teilnahme ermuntern (evtl. nonverbal: mit Blicken, Gesten), Vielredende gegebenenfalls freundlich bremsen (evtl. nonverbal: aufstehen und Fenster öffnen) oder aufs Thema zurückführen. Die Redezeit pro Person evtl. zuvor festlegen.
  • Bilder oder Gegenstände zur Anregung nutzen: Eltern machen sich individuell Gedanken zu aufgelegten Bildern oder Gegenständen nach Wahl, bevor sie in den Austausch gehen. 
Quellen und weiterführende Literatur
  • Chiapparini, Emanuela; Junker, Kathrin; Müller de Menezes, Rahel: Innovationsstudie zu Elternbildungssettings und der Erreichbarkeit von Eltern, Berner Fachhochschule, 2021
  • Müller, Matthias; Bräutigam, Barbara; Lentz-Becker, Anja: Familienbildung – wozu? Familienbildung im Spiegel diverser Familienwirklichkeiten, Budrich, 2019
  • Schopp, Johannes: Eltern Stärken. Dialogische Elternseminare, ein Leitfaden für die Praxis, Budrich, 2019

Austauschsequenzen zu moderieren, bringt verschiedene Herausforderungen mit sich. Am Stammtisch vom 1. Juni 2023 haben sich vierzehn Personen über ihre Erfahrungen ausgetauscht und Lösungsansätze diskutiert. Hier folgen ihre Tipps und Anregungen zu drei Moderations-Situationen, die sie als besonders schwierig erleben.

Austausch online

Online ist es schwieriger, in Beziehung zu treten und die Eltern in ihrer Präsenz sowie ihrer Mimik und Gestik wahrzunehmen. Stammtisch-Teilnehmende beschreiben zudem, dass es ihnen fehle, den ganzen Körper beim Moderieren einsetzen zu können.

Tipps und Anregungen:

  • Bei längeren Veranstaltungen Abwechslung durch Austausch in verschiedener Methodik einbringen: Chat, Meetingräume, Gruppen immer wieder neu bilden, Umfragen.
  • Die vorhandenen Ressourcen nutzen: z. B. Moderation des Austauschs und technische Unterstützung auf zwei Personen aufteilen.
  • Erwartungen an die Teilnehmenden vor dem Austausch klar kommunizieren (z. B. Teilnahme mit Bild und Name), allenfalls bereits vor der Veranstaltung per E-Mail (z. B. Computer wird benötigt, Mobiltelefon reicht nicht).
  • Grössere Gruppe für den Austausch in mehrere Konferenzräume aufteilen.
  • Austausch oder Sammlung über den Chat machen; Moderation liest vor, würdigt und greift auf, was dort entsteht.
  • Umfragen für den Austausch nutzen.
Niemand sagt etwas

Viele Stammtisch-Teilnehmende haben Situationen erlebt, in welchen sie eine Frage stellten, von den Eltern dann aber lange niemand darauf reagierte.

Tipps und Anregungen:

  • Die Ruhe aushalten und dabei innerlich auf 12 zählen.
  • Die Frage umformulieren.
  • Selber Beispiele bereit halten und diese dann einsetzen, wenn von den Eltern niemand etwas erzählt.
  • Nachfragen oder Nachgehen, warum keine Antworten kommen (Wurde die Frage verstanden?).
  • Mimik und Gestik der Eltern aufnehmen und jemanden direkt ansprechen («Ich sehe, du schmunzelst. Was geht dir durch den Kopf?»), dies jedoch erst einsetzen, wenn eine Vertrauensbasis vorhanden ist.
  • Das Eis brechen, ohne dass die Eltern etwas sagen müssen, z. B. indem sie die Hand heben können («Wem kommt das bekannt vor?»).
  • Die Fragestellung offener formulieren und damit die Hemmschwelle senken («Wir sammeln mögliche Erfahrungen» statt «Was habt ihr für Erfahrungen damit gemacht»).
  • Fragen ins offene Publikum erst stellen, wenn alle etwas «angewärmt» sind. Aufwärmen zum Beispiel durch einen ersten Austausch in Kleingruppen oder mit der Methode Think-Pair-Share.
  • Bewegung im Raum ermöglichen: Eltern zu verschiedenen Fragen aufstellen oder Position einnehmen lassen und dann in Murmelgruppen austauschen lassen.
Ungleiche Redeanteile, Vielredner/Vielrednerinnen

In Fragerunden wie in Austauschsequenzen in Gruppen gibt es immer wieder Eltern, die sehr gerne und viel erzählen. Dadurch kommen die anderen Eltern weniger dazu, ebenfalls ihre Anliegen und Sichtweisen einzubringen.

Tipps und Anregungen:

  • Als Moderierender/Moderierende nonverbal (Mimik, Gestik, Körperhaltung) wirken, z. B. näher zur sprechenden Person hingehen.
  • Klar und wertschätzend reagieren, Vielredner/Vielrednerin unterbrechen, Anliegen würdigen und aufnehmen, allenfalls auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.
  • Intervenieren und den Raum für alle öffnen («Was möchten andere dazu sagen?»).
  • Das Zeitmanagement transparent machen («Es bleiben uns noch zehn Minuten und es ist mir wichtig, auch noch andere Ansichten zu hören.»).
  • Von Anfang an die Rolle des Zeithüters/der Zeithüterin ansprechen und definieren: entweder übernimmt der/die Moderierende selber diese Rolle oder sie wird in einer Gruppe jemandem zugeteilt.
  • Ein akustisches Signal (zum Beispiel eine leise Glocke) einsetzen, um anzuzeigen, wenn bei einem Austausch in Kleingruppen die nächste Person mit Erzählen dran ist.
  • Eltern am Anfang darin abholen, wo sie in der Skala zwischen Vielredner/Vielrednerin und Schweigenden stehen; dadurch Reflexion ermöglichen; dies dann später beim Austausch transparent ansprechen und aufnehmen.
  • Sich nicht daran stören, wenn nicht immer alle etwas sagen.

Weitere Anregungen und Tipps finden Sie auch im Toolbox-Beitrag «Austausch unter Eltern fördern».

Gewalt in der Erziehung belastet die Entwicklung von Kindern. Das Moderationsset «Gewaltfrei erziehen» unterstützt Fachpersonen dabei, mit Eltern und Erziehungspersonen über das Thema zu reden.

Mehr Informationen zum Set und zu den Schulungen erhalten Sie hier:

Die Moderationssets der Geschäftsstelle Elternbildung unterstützen Referentinnen oder Moderatoren Gespräche mit Eltern anzuleiten. Die Bilder auf den Karten zeigen Alltagssituationen. Sie lassen Assoziationen und Geschichten zu und regen die Teilnehmenden von Diskussionsrunden zum Gespräch an.

Folgende Kartensets können Sie bei der Geschäftsstelle Elternbildung bestellen:

  • Fit für Kindergarten und Schule
  • Zusatz-Kartenset Wassersicherheit
  • Mehrsprachig aufwachsen

Stammtisch

Möchten Sie sich zu den Themen aus der Toolbox austauschen? Interessieren Sie die Erfahrungen von anderen? Suchen Sie nach Inspiration? Am Stammtisch treffen sich alle, die Elternbildung anbieten, organisieren wollen oder sich sonst dafür interessieren. In lockerer Atmosphäre tauschen wir uns aus, geben Inputs und besprechen Fragen und Anliegen.

Der Austausch ist kostenlos und findet mehrmals jährlich online statt. Die Einladung mit Themenfokus erhalten Sie jeweils einige Wochen vor dem nächsten Anlass per E-Mail.

Nächster Online-Stammtisch


Voraussichtlich:
12. Dezember 2024, 17.00 bis 18.15 Uhr, via Zoom

Das Thema und die Zielgruppe werden noch bekannt gegeben.

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